Rentenniveau und Nettorenten im Laendervergleich

Nettorenten im Ländervergleich

Deutschland ist ein reiches Land – heißt es seitens der Politik. Die sogenannte Nettoersatzquote macht deutlich, dass die hiesigen Rentner im Ländervergleich keineswegs gut gestellt sind:

Rentenniveau und Nettoersatzquote im OECD Laendervergleich.

Durchschnittliche Nettorente im Verhältnis zum durchschnittlichen Nettolohn (Nettoersatzquote) im Ländervergleich.


Rentenniveau und Nettoersatzquote – zwei Begriffe, die oftmals verwechselt werden:

Nettoersatzquote:

Die Nettoersatzquote ist eine Kennzahl, die von der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) entwickelt wurde.
Die Zahl gibt Aufschluss darüber, inwieweit Ruheständler ihren im Berufsleben gewohnten Lebensstandard fortführen können. Betrachtet wird das Verhältnis zwischen Nettoeinkommen eines fiktiven Durchschnittsverdieners in der Zeit seines Erwerbslebens und dessen Nettorente.

Die Nettoersatzquote berücksichtigt auch eine fiktive Steuerbelastung. Mit Einschränkungen ermöglicht die Modellrechnung somit einen länderübergreifenden Vergleich. Die Prozentzahl sagt jedoch nichts über individuelle, persönliche Rentenansprüche aus.


Rentenniveau:

Das Verhältnis zwischen der Höhe einer Rente (45 Jahre Beitragszahlung auf Basis des durchschnittlich verfügbaren Einkommens) und dem durchschnittlichen verfügbaren Einkommen eines Arbeitsnehmers wird als Rentenniveau bezeichnet.

Maßgeblich für die Errechnung des Rentenniveaus ist in Deutschland der sogenannte „Standardrentner“ (häufig auch Eckrentner genannt). Gemeint ist ein fiktiver (Renten-)Versicherter, der über 45 Jahre jedes Jahr exakt das durchschnittliche Bruttoarbeitsentgelt aller in Deutschland tätigen Arbeitnehmer erzielte (§ 154 Abs 3a SGB VI).

Der Berechnungsgang hinkt jedoch:

Denn nur die wenigsten Rentner haben 45 Jahre lang als Durchschnittsverdiener in die Rentenkasse eingezahlt. Beispielsweise kommt es durch Zeiten der Arbeitslosigkeit zu Brüchen in der persönlichen Erwerbsbiographie. Insbesondere Frauen, aber auch Akademiker sind betroffen. Frauen aufgrund Schwangerschaft und oft jahrelanger Abwesenheit aus dem Berufsleben, Akademiker aufgrund langer Ausbildungszeiten und somit spätem Einstieg in das Berufsleben.

Bei Errechnung des Rentenniveaus werden überdies lediglich auf Rente und Lohn zu zahlende Sozialbeiträge abgezogen. Die Steuerbelastung bleibt unberücksichtigt. Bei Rentenneuzugängen beläuft sich diese 2024 bereits auf 84 % und steigt für Neurentner bis 2040 auf 100 % an. Die jährlichen Rentenerhöhungen sind übrigens voll, also zu 100 % steuerpflichtig.

Eher am Rande sei erwähnt, dass das Rentenniveau in Deutschland bis 2025 nicht unter 48,00 % sinken darf. So ist es derzeit noch gesetzlich festgeschrieben (§ 154 Abs. 3 SGB VI).


Laendervergleich mittels Nettoersatzquote 

Ein Vergleich der Rentensysteme in den einzelnen Ländern ist auch deshalb schwierig, da diese unterschiedlich aufgebaut sind. Nettoersatzquote und Rentenniveau beziehen sich auf die gesetzliche Rente. Private Altersvorsorge, die in einigen Ländern favorisiert wird, bleibt dabei unberücksichtigt.

Ein Beispiel hierfür sind die Niederlande. Das dortige Rentensystem beruht auf drei Säulen:

  • dem Allgemeinen Rentenversicherungsgesetz (AOW),
  • dem Aufbau einer Zusatzrente über den Arbeitgeber (Betriebsrente) und
  • den zusätzlichen individuellen Rentenversicherungen.

Aus der allgemeinen Rentenversicherung (AOW) beträgt bereits die Grundrente monatlich 1.430,80 € (alleinstehend – seit Jahr 2023) zzgl. Urlaubsgeld von 71,77 € (Quelle: DRV-Bund).


So üppig wie bei unseren holländischen Nachbarn ist es keineswegs überall. In anderen Ländern, beispielsweise Griechenland, ist die Arbeitsmarktsituation ein grosses Problem. Junge Menschen finden keinen Job – allenfalls in sehr schlecht bezahlten, prekären Arbeitsverhältnissen. Also ohne realistische Chance, Anspruch auf eine auskömmliche Altersrente zu erwerben. Diese Problematik berücksichtigt auch das OECD-Modell der Nettoersatzrentenquote (Griechenland 83,60 %) nicht hinreichend.


Renten sinken bei wachsendem Niedriglohnsektor

Prekäre Arbeitsverhältnisse nehmen auch hierzulande zu. Nach Angaben des Deutschen Gewerkschaftsbundes arbeitet heute jeder fünfte Beschäftigte im Niedriglohnsektor. Die unbefristete, sozialversicherungspflichtige Vollzeitbeschäftigung ist rückläufig – während Leiharbeit, Zeitarbeit und Solo-Selbständigkeit zunehmen. Eine auskömmliche Rente wird trotz jährlicher Rentensteigerungen in diesen Beschäftigungsverhältnissen zeitlebens kaum zu erreichen sein. Daran ändert auch ein etwaiger Anspruch auf Betriebsrente nichts wesentliches – wie sich hier errechnen läßt.


Durchschnittsrenten in Deutschland liegen bei Frauen kaum über dem Existenzminimum

Mit einer Ersatzquote von 52,90 % liegt Deutschland übrigens unterhalb des Mittelwertes aller Länder von 67,45 %. Die Nettorenten in Deutschland, einem der reichsten Länder der Welt, sind alles andere als reichlich bemessen:

Der durchschnittliche Zahlbetrag belief sich nach Angaben der DRV-Bund Ende 2022 auf

  • 1.173,00 € (brutto 1.316,00 €) bei Frauen
  • 1.543,00 € (brutto 1.728,00 €) bei Männern

nach mindestens 35 Versicherungsjahren.

Das sogenannte sächliche Existenzminimum (Regelsatz bei Sozialhilfe zzgl. Unterkunft und Heizung) beläuft sich 2024 für Alleinstehende in Deutschland auf 956,00 € (Quelle: Bundesministerium der Finanzen).